Multiroom Audio – damit haben früher Villenbesitzer ihre Gäste beeindruckt. Eine Musikanlage mit Mehrkanalverstärkern und Einbaulautsprechern, die sämtliche Räume beschallt, kann schließlich in die Tausende gehen. Doch im Zeitalter von Smartphone und WLAN gibt es auch dafür eine App. Oder besser gesagt: drahtlose Lösungen, die ohne Installationsaufwand den Klang in der Wohnung verteilen.
Abschied vom Kabel
Alle Multiroom-Audiosysteme, von denen hier die Rede ist, arbeiten nach demselben Prinzip: Sie schicken Musik über ein Datennetzwerk. Lautsprecherkabel und andere Audioleitungen in die Räume gehören damit der Vergangenheit an.
Eine Netzwerkverbindung genügt. Und da fast alle Systeme per Funk arbeiten, ist in der Regel nicht mal eine sogenannte Ethernet-Anschlussdose nötig. Am gewünschten Ort wird einfach ein Lautsprecher aufgestellt, ans Stromnetz angeschlossen und mit dem drahtlosen Netzwerk verbunden.
Streaming
Die Technik dahinter heißt Streaming und ist dieselbe wie im Internetradio, bei Musikdiensten wie Spotify und Online-Videotheken à la Netflix. Soll heißen: Die Songs wandern als kleine Datenpakete von A nach B. Am besten geht das, wenn die Musik bereits in einem gängigen Audioformat vorliegt. AAC- und MP3-Dateien etwa spielt jedes Multiroom-System ab, entweder vom Smartphone oder von einer Festplatte im Netzwerk. Allerdings sind die beliebten Musikformate datenkomprimiert, was den Klang beeinflussen kann. Anspruchsvolle Hörer setzen deshalb auf Alternativen wie FLAC oder ALAC, die sogar hoch auflösende Audiosignale übertragen – eine Art HDTV fürs Ohr mit besserem Klang als von CD. Nicht jedes Multiroom-System kann solche Dateien wiedergeben.
Die gute alte Audio-CD ist in dieser Umgebung eigentlich gar nicht mehr vorgesehen. Wer CDs hören möchte, muss zu einem System greifen, das den Laserplattenspieler integriert hat. Oder er wandelt die Scheiben am Computer um und kopiert sie als Musikdateien auf eine Festplatte.
Alternative: Die vorhandene Stereoanlage über einen Stream-Player an das System anschließen. Der kann häufig Musik nicht nur wiedergeben, sondern auch in die Anlage einspeisen. AUX-Eingänge an den Lautsprechern erfüllen denselben Zweck. Aus dem Nebenraum einen UKW-Sender wählen oder auf der CD einen Titel weiter springen geht damit aber nur in Ausnahmefällen. Spätestens zum Wechseln der Disc heißt es zurück zur Anlage und den Eject-Knopf drücken.
Fast wie von selbst klappt die Musikwiedergabe mit einem Streaming-Dienst. Deezer, Napster, Spotify & Co liefern für eine Monatsgebühr von etwa zehn Euro viele Millionen Titel auf Abruf. Vor allem aber kümmern sie sich um die Metadaten: Alle Songs sind automatisch mit Cover und den richtigen Titelinformationen versehen. Playlisten liefern nach Themen oder Stimmungen zusammengestellte Musikmixe. Die Auswahl an Diensten variiert von System zu System. Darauf sollten Abonnenten achten, um sich mit ihren Zugangsdaten anmelden zu können.
Überhaupt will der Kauf des ersten Players gut überlegt sein. Bei den meisten Anlagen handelt es sich um geschlossene Systeme. Das heißt, weitere Geräte müssen vom selben Hersteller stammen. Nur Produkte mit AllPlay-Logo lassen sich mischen. AirPlay von Apple erlaubt zwar auch den Mixbetrieb, setzt für das Multiroom-Streaming aber iTunes am Computer voraus. Und das Programm kann nicht, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: In jedem Raum eine andere Musik spielen.