Wir achten auf unsere Ernährung, kaufen im Biomarkt, legen Wert auf nachhaltige, gesunde Materialien sowie Umwelt und Klima schonende Verarbeitung. Auch immer mehr Bauherren ist die Wohngesundheit ein wichtiges Anliegen. Sie investieren in ökologisch vorbildliche Häuser, bauen gesunde Boden- und Wandbeläge ein und ahnen nicht, dass sie sich dennoch eventuell Schadstoffe ins neue Haus holen. Durch Dinge, die unser Zuhause wohnlich machen sollen: denn Bett, Teppich und Polstermöbel enthalten nicht selten allergieauslösende oder gar stark gesundheitsgefährdende Stoffe.
Was steckt in den Möbeln?
Jeder kennt das: Der Raum, in dem ein neues Möbelstück steht, riecht unangenehm. Genau dieser Geruch aber kann auf umwelt- und gesundheitsschädliche Stoffe hindeuten. Kopfschmerzen, Atembeschwerden, Augen- und Schleimhautreizungen, Schwindel und Depressionen können die Folgen sein. Zwar sind schädliche Ausgasungen von Mobiliar heute weit geringer als noch vor zehn Jahren und es gibt gesetzliche Regelungen, aber gesundheitsschädliche Stoffe sind nicht grundsätzlich verboten. Gerechtfertigt wird dies damit, dass geringe Ausgasungen eines einzelnen Inventar-Stücks nicht gesundheitsbeeinträchtigend seien.
Steht ein kleines Kinderzimmer voller Spanholzmöbel, wird die Summe der Ausdünstungen aber bald bedenklich. Zumal Kinder aufgrund ihres sensibleren Immunsystems besonders gefährdet sind.
Auch Schlafzimmermöbel sollten sorgsam gewählt sein, denn der Körper regeneriert sich beim Schlafen und ist dann besonders anfällig. Der Kauf gesunder Möbel ist zugegebenermaßen nicht so leicht: Es gibt keine einheitliche gesetzliche Definition von Bio- oder Öko-Möbeln, dafür aber eine Vielzahl an Siegeln und Labeln. Da kann man schnell den Überblick verlieren.
Unsichtbare Krankmacher
Die Liste der schädlichen Stoffe in Einrichtungsgegenständen ist erschreckend! Sie reicht von Weichmachern und Mottenschutz in Textilien und Teppichen über Konservierungsmittel in Lacken und Farben bis zu Kleber mit Formaldehyd in Sperrholz- und Spanplatten, Leder oder Schaumstoff.
Obwohl von der Weltgesundheitsorganisation als krebserregend eingestuft, kommt Formaldehyd nach wie vor in vielen Produkten vor und ist Hauptverursacher der Innenraum-Verunreinigung. Noch nach Jahren wird Formaldehyd kontinuierlich ausgedünstet, kann zu chronischen Erkrankungen und Erbgutschäden führen. Selbst natürliche Lösemittel (Terpene) können in konzentrierter Form zu allergischen Reaktionen führen.
Pestizide als Schädlingsschutz in Teppichen, Gardinen, Matratzen und Polstern lösen eventuell Übelkeit, Herz- und Kreislauferkrankungen, Leber- und Nierenschäden aus. Schwermetalle (Blei und Quecksilber) in Möbeln und Textilien sind sehr gefährlich für Schwangere und Ungeborene. Quecksilber ist fettlöslich, reichert sich leicht im Körper an und wirkt auf das Nervensystem. Gleiches gilt für Antimon und AOX, eine chemische Verbindung zur Textilveredlung oder als Brandschutzmittel, die hochgiftig und krebserregend sein kann.
Wegweiser für gesunde Räume
Möbel, die wenig Gifte ausdünsten, tragen nach Prüfung unabhängiger Institute entsprechende Siegel. "Der blaue Engel" des Umweltbundesamtes zum Beispiel kennzeichnet schadstoffarme (nicht schadstofffreie!) Produkte. Krebserregende, erbgutschädigende Stoffe sind hier verboten, sonst gelten Grenzwerte.
Herstellung, Gebrauch und Entsorgung werden unter Umwelt- und Gesundheitsaspekten betrachtet. Auch für das RAL-Gütezeichen "Goldenes M" prüfen unabhängige Labore Qualität und Schadstoffe der Holzmöbel aus nachhaltiger Forstwirtschaft.
Für ein gesundes Raumklima und die Wohngesundheit kann aber jeder ganz einfach etwas tun: regelmäßig gut Lüften! Denn so gelangen schädliche Stoffe nach außen und die Räume sind weder zu feucht noch zu trocken.