Was die Kosten der Gewerke anbelangt, so gehört das Bad zu den teuersten Räumen des ganzen Hauses. Kein Wunder, denn hier werden oft umfassender Fliesen verlegt als in jedem anderen Raum. Die Verlege Technik selbst lässt sich definitiv auch von Laien erlernen. Jedoch funktioniert nichts ohne eine Reihe spezieller Werkzeuge.
Kann man Fliesen selbst verlegen?
Klares Ja. Ähnlich wie bei allen anderen Gewerken, bei denen eine nicht ganz fachmännische Ausführung keine Gefahr für Leib, Leben und Immobilie heraufbeschwört (ungleich beispielsweise zur Elektrik), ist es absolut probat, dein Steinzeug selbst zu verlegen.
Allerdings sei darauf hingewiesen, dass es definitiv selbermachertauglichere Gewerke beim Hausbau und der Renovierung gibt. Beim Verlegen muss jede einzelne Fliese hinsichtlich ihres Bettes und der Fixierung hundertprozentig maßhaltig verlegt werden. Andernfalls besteht extrem schnell die Gefahr eines „aus dem Wasser Laufens“. Das heißt, in diesem Fall offenbart dein Blick über die schiefen Oberfläche der Fliesen und deren nicht exakt geradlinige Fugen direkt, wer hier am Werk war.
Tatsächlich solltest du dir deshalb zuvor die Zeit nehmen, umfassend zu üben. Mindestens einige Quadratmeter Boden- und Wandfliesen solltest du testweise verlegt haben, um die richtige Technik zu erlernen – nötigenfalls an einem entsprechend zusammengebauten Winkel aus MDF-Platten.
Weiter gilt: Die Schwierigkeit wird umso größer, je größer die einzelnen Fliesen sind.
- Das Handling wird mit jedem zusätzlichen Quadratzentimeter immer schwieriger.
- Es wird pro Fliese ungleich komplexer, eine gleichbleibend dicke Bettung herzustellen.
- Bei großen Fliesen wirken sich prozentuale Produktionsdifferenzen in Sachen Größe deutlich schwerwiegender aus, die Fugen müssen entsprechend breiter sein.
- Dadurch, dass bei großen Fliesen auf einer gegebenen Fläche weniger Fugenfläche existiert, dauert der Trocknungsvorgang teils erheblich länger. Daher ist Spezialmörtel vonnöten – der dir jedoch aufgrund der kürzeren Trocknungsdauer nur ein kurzes Zeitfenster für Korrekturen lässt.
- Es fällt recht viel Verschnitt an.
Hast du nur einige Übungs-Quadratmeter verlegt, solltest du deshalb eher auf etwas kleinere Fliesen setzen, selbst wenn du damit die gängige Design-Regel „große Räume, kleine Fliesen; kleine Räume, große Fliesen“ verletzt.
Was jedoch das Werkzeug anbelangt, so treffen sich sämtliche Formate wieder. Neben der obligatorischen Wasserwaage, dem Gummihammer zum Festklopfen und einer Bohrmaschine mit regulierbarer Drehzahl brauchst du primär folgende Werkzeuge.
Die Fliesenlochsäge
Fliesen sind keramisch und weisen dadurch eine durchgängig große Härte aus, selbst wenn es härtere und weichere Fliesen gibt. Diese Härte ist gut als Schutz vor Abrieb, jedoch ausnehmend schlecht, wenn es darum geht, Löcher in Fliesen zu bohren. Besonders solche, die einen größeren Durchmesser aufweisen müssen – für Steckdosen oder Lichtschalter oder Rohrdurchführungen zu Armaturen, aber auch beispielsweise kleinere Löcher für die Halter von Duschvorhängen und Ähnlichem.
Hierfür gibt es nur eine Klasse von tauglichen Helfern, sogenannte Bohrkronen oder Fliesenbohrer. Dabei handelt es sich der äußeren Form nach um herkömmliche Lochsägen, jedoch ist die Schneidfläche entweder mit besonders hartem Stahl oder Diamantkörnchen versehen. Hierdurch „schleift“ die sich drehende Bohrkrone einen runden Ringspalt in die Fliese, bis sie das Material durchdrungen hat. Es verbleibt also ein kreisrundes Stück. Solche Werkzeuge gibt es sowohl für Bohrmaschinen als auch in speziellen Varianten für den Winkelschleifer. Ein neuer Akkubohrer Vergleich kann dabei helfen, das passende Gerät zu finden.
Beachte bei der Anwendung folgendes:
- Du musst unterscheiden, ob du echte Fliesen oder Feinsteinzeug nutzt und ob es sich um die typischerweise dünneren und weicheren Wand- oder die dickeren, härteren Bodenfliesen handelt. Für Fliesen mit einer geringeren Ritzhärte genügen Bohrkronen mit Hartmetall-Schneidfläche. Für härtere Fliesen und Feinsteinzeug benötigst du hingegen solche mit Diamantbesatz.
- Informiere dich vorher unbedingt, ob der Bohrer mit Luft oder einer Flüssigkeit gekühlt werden muss und halte dich an diese Vorgabe – generell solltest du hierbei peinlich genau einhalten, was der Hersteller vorschreibt. Ist deine Bohrkrone ein „Luftkühler“, darfst du sie keinesfalls in einer Flüssigkeit abschrecken.
- Arbeite an der noch nicht installierten, auf einem glatten, ebenen Stück Holz fixierten Fliese. Sollte sie brechen, ist sie wenigstens noch nicht festgeklebt.
- Schalte die Schlagfunktion der Bohrmaschine aus und arbeite mit äußerst niedriger Drehzahl.
- Nicht drücken, sondern die Bohrkrone einfach ihre Arbeit machen lassen. Je mehr du drückst, desto größer das Bruchrisiko. Arbeitest du mit einer Bohrkrone für den Winkelschleifer, kannst du eine etwas wackelnde Bewegung ausführen, damit das Bohrklein besser abtransportiert wird.
Je nach Härte und Dicke der Fliese wird es kaum ohne gerissene Stücke gehen. Dieses „Lehrgeld“ ist jedoch ein Preis, der sich lohnt. Wie bei allen anderen Anwendungen des Fliesenlegens, so gilt auch hier: Hast du einmal den Dreh heraus, vergisst du nie mehr.
Die Kelle und der Zahnspachtel
Das Material heißt zwar Fliesenkleber, unterscheidet sich jedoch in Sachen Anmischen und Verarbeiten kaum von den vielen anderen Mörtelprodukten. Was die Kelle anbelangt, so ist hier letztlich jede Form möglich; es muss also nicht zwingend die spitz zulaufende Fliesenlegerkelle sein.
Wichtiger ist da der Zahnspachtel. Da Fliesen heute typischerweise im sogenannten Dünnbettverfahren verklebt werden, sorgt dieses Werkzeug dafür, dass die Fliesenkleberschicht …
- nicht dicker als die Stärke von zwei bis fünf Millimetern wird.
- mit Riefen versehen wird, die sich beim Andrücken der Fliese füllen und so eine vollflächige Verklebung garantieren.
Allerdings gibt es nicht „den“ einen Zahnspachtel für alle Arbeiten. Die Größe der Zähne hängt direkt mit der Größe deiner Fliesen sowie der Art des Fliesenklebers zusammen. Das heißt, beides musst du zuerst aussuchen – die Angaben zum Zahnspachtel finden sich typischerweise auf der Umverpackung.
Wichtig ist, dass du nur die Rechteckzahnung verwendest. Diese wird mit dem Buchstaben C gekennzeichnet. Folgendermaßen hängt die Zahnung mit der Fliesengröße zusammen:
- <100 mm 6 mm
- 100 - 200 mm 8 mm
- 200 – 330 mm 10 mm
- >330 mm >10 mm
Bei rechteckigen Fliesen wird immer das größere Format zur Bewertung herangezogen. Wichtig: Trage immer nur kleine Kleberflächen auf. Das zwingt dir weniger Tempo auf, wodurch du mehr Konzentration auf die Arbeit mit Wasserwaage und ggf. Gummihammer richten kannst.
Der Fliesenschneider / Fliesenknacker
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Fliesen zu schneiden. Wenn es darum geht, „Strecke“ zu machen und möglichst viele Fliesen schnell zu zerschneiden, dann ist der manuelle Fliesenschneider sicherlich deine einfachste und kostengünstigste Möglichkeit.
Dies liegt daran, dass dieses Gerät weder Strom benötigt noch – sehr wichtig in Innenräumen – Staub produziert. Zudem ist der Umgang mit diesem Werkzeug beinahe selbsterklärend und in jedem Fall kinderleicht.
Für die typischen Arbeiten, wie sie beispielsweise nötig werden, um den Abschluss zu einer Decke oder einem bodentiefen Duschablauf herzustellen, genügt dieses Werkzeug in aller Regel völlig. Allerdings gibt es Situationen, in denen die anzufertigende Form komplexer sein kann. Außerdem musst du hier abermals den Unterschied zwischen Fliesen und Feinsteinzeug beachten. Nur erstere können auf diese Weise „geknackt“ werden.
Nutzt du hingegen Feinsteinzeug solltest du auf jeden Fall eine passende Fliesenscheibe besitzen. Klassisch gibt es diese zur Installation am Winkelschleifer, ferner gibt es zudem spezielle elektrische Fliesenschneider, die entweder wie eine kleine Tisch- oder eine Handkreissäge aufgebaut sind – sofern du jedoch nicht regelmäßig schneidest, kannst du dir diese Werkzeuge auch leihen, statt sie zu kaufen. Alle drei Tools musst du jedoch unbedingt im Freien einsetzen, dabei entstehen enorme Mengen Staub oder, wenn eine Wasserkühlung zum Gerät gehört, entsprechender Schlamm.
Die Fugenkreuze
Fugenkreuze sind die wohl bedeutsamste Erfindung, die du dir als Selbermacher-Fliesenleger wünschen kannst. Denn diese simplen Kreuze aus Kunststoff machen es – verhältnismäßig – einfach, über die gesamte Fläche einen gleichbleibenden Fugenabstand zu gewährleisten.
Was die Größe der kleinen und enorm günstigen Helfer anbelangt, so gilt das, was die Vorgaben hinsichtlich der Fugenbreite, bezogen auf die Abmessungen der Fliesen vorgeben – dafür ist die DIN 18352 zuständig. Überschreitet die größte Seite der Fliese ein Maß von zirka 150 Millimeter nicht, dann genügt eine Fugenbreite von zwei Millimetern. Jenseits davon solltest du je nach Abmessungen bis zu acht Millimeter Fuge lassen – allerdings sprechen wir dann von wirklich enorm großen Fliesen.
Wichtiger sind dagegen vor allem die Formen:
- Alle Fliesenkreuze können ganz einfach senkrecht eingesteckt werden, sodass immer nur ein Arm zwischen zwei Fliesen steckt. In dem Fall müssen sie nach dem Trocknen des Fliesenklebers, aber vor dem Verfugen gezogen werden.
- Echte Kreuze können nur bei im Kreuzverband oder diagonal verlegten Fliesen eingelegt werden. Also dann, wenn immer vier Fliesen sich so treffen und ein Kreuz mit 90-Grad-Winkeln entsteht. In dem Fall dürfen die Kreuze jedoch nicht dicker sein als 2/3 deiner Fliesendicke. Andernfalls wird über den Fliesenkreuzen der Fugenmörtel zu dünn.
- Sollen die Fliesen im versetzten Verbund (beispielsweise wie bei Backsteinen) verlegt werden, gibt es spezielle T-förmige Kreuze zum Einlegen. Deren Dicke wird ebenfalls nach der 2/3-Methode berechnet.
Ob du die Kreuze einlegst oder nur einsteckst, hängt von deinem Geschmack ab. Für echte Anfänger empfiehlt sich ein Einlegen, weil die Kreuze so etwas vom Fliesenkleber gehalten werden und deshalb beim Korrigieren nicht so leicht herausfallen können.
Die drei Fugenwerkzeuge
Das Verfugen kommt dir als Fliesen-Neuling vielleicht zunächst sehr paradox vor. Ist es doch nötig, den dünn angemischten Fugenmörtel über die gerade erst verlegten Fliesen zu verstreichen – in Gänze, wohlgemerkt.
Damit dies jedoch nicht in unabsehbaren Schwierigkeiten mündet, sind drei Werkzeuge vonnöten:
- Das Fugbrett mit einer Unterseite aus Gummi. Damit wird der Fugenmörtel erst parallel in die Fugen eingebracht. Hier solltest du die Masse regelrecht in die Fuge hineinpressen, damit diese wirklich vollständig verfüllt wird. Anschließend erfolgt ein Abziehen diagonal zu den frischen Fugen
- Der Gummiwischer. Er befreit unmittelbar nach dem Fugen die Fliesen von den gröbsten Rückständen des Fugenmörtels und wird ebenfalls diagonal benutzt.
- Das Schwammbrett. Das setzt du ein, wenn der Fugenmörtel bereits mit dem Aushärten begonnen hat. Es sollte unbedingt häufig ausgewaschen und jedes Mal gut ausgedrückt werden, damit nicht zu viel Nässe deine frischen Fugen wieder löst.
Mitunter verbleibt dennoch ein gut sichtbarer Schleier. Ihn musst du mit einem speziellen – säurehaltigen – Reinigungsmittel entfernen.