Der Fertigbau bleibt beim Schall am Ball

Schallschutz
Lärm kann nicht nur erheblich nerven, er greift unter Umständen auch die Gesundheit an.

Tripp-trapp, tripp-trapp, jetzt ist der Nachbar zu Hause. Im Mehrfamilienhaus kennt der Bewohner oft unfreiwillig die Gepflogenheiten seiner Mitmenschen. Zwar ist in Einfamilienhäusern das Abschirmen von Lärm nicht so wichtig – man ist ja unter sich. Dennoch möchten auch Eigenheimbesitzer beim gemütlichen Fernsehabend ungern von der Stereoanlage des pubertierenden Sohnes oder einer stark befahrenen Straße gestört werden –  ein guter Schallschutz ist also unabdingbar. Das kostet natürlich Geld und die Bautechnik setzt auch ihre Grenzen, aber der Wert des Gebäudes wird enorm gesteigert, was bei einem späteren Verkauf von Vorteil ist.

Schall breitet sich in Form von Wellen in der Luft oder in festen Körpern wie Wänden und Decken aus, es wird zwischen Luft-, Körper- und Trittschall unterschieden. Als Maß für ein Geräusch wird der sogenannte Schalldruckpegel in Dezibel (db) angegeben. Die Geräuschkulisse eines Wohnraumes beträgt etwa 40 db.

Holzbalkendecken sind besser als ihr Ruf

Für Doppel- und Mehrfamilienhäuser gilt die DIN 4109, die jedoch nur Mindestanforderungen angibt. Besser geeignet sind die Empfehlungen des erhöhten Schallschutzes (aufgeführt in Beiblatt 2, DIN 4109). An den Schallschutz von Einfamilienhäusern werden zwar keine gesetzlichen Anforderungen gestellt, die dargestellten Werte sind aber auch hier ratsam.

Über Geräusche, die vom Obergeschoss her kommen, wird hier am meisten geklagt. Dabei handelt es sich überwiegend um Gehgeräusche, dem sogenannten Trittschall. Es gibt mehrere Möglichkeiten, Trittschall einzudämmen. Die Zwischendecken werden in der Regel als Holzbalkendecken gefertigt und stehen in dem Ruf, eine Schallübertragung nur bedingt zu verhindern. Decken aus Holz sind jedoch mehrschichtig aufgebaut, durch die Kombination der einzelnen aufeinander abgestimmten Schichten kann die Übertragung des Schalls vermindert werden. Die bekannteste Methode ist der „schwimmende Estrich“. Der Estrich liegt hierbei in einem Bett aus Trittschalldämmung. Dabei ist darauf zu achten, dass die Estrichschicht auf keinen Fall die Wand berührt, sondern der Zwischenraum mit Randdämmstreifen gefüllt ist.

Auch fehlende Kenntnisse der Bewohner können verhindern, dass ein aufwendig hergestellter Schallschutz funktioniert: Oft wird allein durch das Aufstellen eines Schranks, der sowohl Boden als auch Wand berührt, die Schallübertragung wieder hergestellt.

Bauteile entkoppeln, Schallschlucker einbauen

Um dem Schall weitere Wege abzuschneiden, ist eine Entkoppelung der Bauteile wichtig. So können abgehängte Decken, die normalerweise mit Latten direkt an den Holzbalken befestigt sind und so eine Schallbrücke bilden, mit Federschienen befestigt werden. Die Fläche der Berührungspunkte wird dadurch stark reduziert. Selbstverständlich ist der Zwischenraum der Holzbalken mit Dämmung gefüllt, die zusätzlich zu den üblichen Wärmeschutzeigenschaften auch gut für den Schallschutz ist.

Eine weitere Maßnahme ist, die Holzbalkendecke mit Betonplatten, Kalksandsteinen oder Vollziegeln zu beschweren, die eingebrachte Masse schluckt den Luftschall. Allerdings sind alle zusätzlichen Schichten mit Mehrkosten verbunden, erhöhen den Gesamtaufbau des Bodens und so das Haus in sich.

Das Trittschalldämm-Maß von Decken sollte mindestens 56 db erreichen. Anders als das Luftschalldämm-Maß, das zeigt, wie gut ein Bauteil die Übertragung von Schall verhindert, gibt das Trittschalldämm-Maß an, wie viel Schall im Raum unterhalb der Decke noch ankommt. Deswegen ist beim erhöhten Schallschutz ein Trittschall-Wert von 46 db verlangt, also ein kleinerer Wert. Der gleiche Wert ist übrigens auch empfohlen als Schalldämm-Maß zwischen den einzelnen Zimmern, mindestens sollten hier jedoch 40 db erreicht werden.

Eine andere Schallquelle, an die allerdings selten gedacht wird, sind Rohrleitungen für die sanitären Einrichtungen im Haus. Wenn die Leitungen innerhalb einer Wand verlaufen, kann das Rauschen des Wassers auf das gesamte Gebäude übertragen werden. Speziell gedämmte dickere Installationswände reduzieren die entstehenden Geräusche erheblich. Das ist vor allem zu empfehlen, wenn Schlafräume direkt an Bäder grenzen.

Problem Treppe: Spezielle Lager stoppen den Lärm

Auch bei Treppen bedarf es einer guten Planung und einiger Kenntnisse. Konstruktionen, die nur oben und unten befestigt sind, tragen sich selbst. Filigrane Stahlharfengebilde oder andere lange durchgehende Elemente können dabei in Schwingung geraten, was die Geräusche beim Begehen verstärkt. Prinzipiell gilt, dass An- und Austritt der Treppenläufe mit speziellen Neoprenauflagern entkoppelt sein müssen, um eine Schwingungsübertragung zu vermeiden. Ein durchgehender Trittschallschutz beim Stufenbelag dämpft das Schrittgeräusch zusätzlich. Werden die Wangen der Treppe oder deren Stufen an angrenzenden Wänden befestigt, sollten die Verankerungen ebenfalls entkoppelt sein.

Wand- und Fensterflächen: Verhältnis muss stimmen

Noch ein Bauteil, das Schall übertragen, aber auch abschirmen kann, ist die Außenwand. Auch hier kann durch den mehrschaligen Aufbau der Wände und einer ausreichend dimensionierten Dämmung von mindestens 15 Zentimetern die Außenwand in Holzverbundbauweise mit ihren massiven Kollegen konkurrieren.

Fertighaus-Außenwände halten die verschärften Vorgaben für Standorte an Hauptverkehrsstraßen ein. Eine Beplankung mit schwereren Materialien, wie zum Beispiel Holzwerkstoffplatten oder zementgebundene Bauplatten, schlucken von außen den Luftschall so gut, dass der Schallschutzwert 50 db und mehr erreichen kann. Als Mindestwert gelten Werte ab 35 db, das ist die Vorschrift für Wohnsammelstraßen. Ein ausreichender bis guter Schallschutz bringt zwischen 40 und 50 db.

Grundsätzlich gilt, jede Baufamilie muss für sich entscheiden, was stört und wie viel sie bereit ist, in einen erhöhten Schallschutz zu investieren. Aber bitte keine falschen Hoffnungen: Der Lärm kann nicht verhindert, sondern nur erheblich reduziert werden.

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