Photovoltaikanlagen sind Teil der klimapolitischen Strategie der Bundesregierung und sollen die Stromerzeugung umweltfreundlicher und dezentraler gestalten. Für Privatpersonen und Investoren hat dies den angenehmen Nebeneffekt, dass sie Strom und damit Geld einsparen und sogar Geld verdienen können, wenn sie ihren Solarstrom in das allgemeine Stromnetz einspeisen.
Doch nicht alle Interessierten verfügen über geeignete Dachflächen oder bekommen von ihrem Vermieter die Genehmigung für die Errichtung eines Solarkraftwerks. Für sie bleibt nur die Option, kleine, nicht genehmigungspflichtige Anlagen aufzustellen. Diese liegen aufgrund der hohen Strompreise, der Energieunsicherheit in der Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine und ihrer klimapolitischen Vorteile im Trend, aber lohnt sich der Betrieb dieser kleinen Anlagen auch finanziell?
Was ist ein Balkonkraftwerk?
Ein Balkonkraftwerk – aufgrund seiner Einfachheit und seiner geringen Leistung auch Stecker-Solargerät, steckerfertige PV-Anlage oder Mini-PV genannt – besteht in der Regel aus zwei mobilen und leichten Solar- beziehungsweise Photovoltaikmodulen, einem Wechselrichter, der die erzeugte Gleichspannung in Wechselspannung umwandelt und für die richtige Spannung sorgt sowie eventuell einem separaten Zähler für die Netzeinspeisung oder einem Speicher, um den erzeugten Strom noch besser selbst nutzen zu können.
Da die Solarmodule so leicht sind, können sie ohne Probleme am Geländer eines Balkons oder sogar an der Hausfassade befestigt werden. Dabei empfiehlt sich eine Ausrichtung nach Süden, um die Sonnenausbeute zu optimieren. Es kann jedoch auch sinnvoll sein, ein Modul nach Südosten und das zweite nach Südwesten auszurichten, um die Verbrauchsspitzen am Morgen und am Abend besser abzufangen. Da es sich nicht um eine feststehende Installation handelt, ist sie weder durch den Vermieter noch eine Aufsichtsbehörde zu genehmigen.
Allerdings ist der Betrieb auch kleiner Photovoltaikanlagen der Bundesnetzagentur sowie dem zuständigen Netzbetreiber zu melden. Will man den produzierten Strom ins Netz einspeisen, wird in der Regel der Austausch des Stromzählers durch einen Zweirichtungszähler erforderlich. Allerdings diskutiert die Bundesregierung derzeit darüber, die alten Ferrariszähler, die bei einer Stromeinspeisung auch rückwärts laufen können, übergangsweise zuzulassen. In diesem Fall würde es ausreichen, das Balkonkraftwerk an eine Schuko-Steckdose des Haushaltes anzuschließen.
Derzeit ist die maximale Leistung der Solarmodule eines Balkonkraftwerks auf 600 Watt beschränkt, aber auch hier wird eine Reform und eine Angleichung an EU-Recht erwartet, sodass demnächst bis zu 800 Watt erlaubt sein werden. Wer im Moment über die Anschaffung einer kleinen PV-Anlage nachdenkt, sollte dies im Kopf behalten und sich aktuelle Balkonkraftwerke im Vergleich ansehen.
Wie kann der erzeugte Strom optimal genutzt werden?
Da die Einspeisung in das öffentliche Stromnetz etwas komplizierter ist, entscheiden sich viele Personen für die Variante, den erzeugten Strom lediglich selbst zu verbrauchen. Auch hier gilt es noch einiges zu beachten und eventuell auch die Hilfe eines Elektrikers in Anspruch zu nehmen, aber in modernen Wohnungen sollte eine Einspeisung in das Wohnungsnetz relativ unproblematisch sein.
Neben der Ausrichtung, dem Neigungswinkel und der Leistung der Solarmodule gibt es vor allem die Möglichkeit, einen eigenen Stromspeicher zu betreiben. Dieser wird zwischen die PV-Anlage und das Hausnetz geschaltet und speichert nicht benötigte Energie. Somit geht Strom, der in Zeiten geringen Verbrauchs produziert wird, auch ohne Netzeinspeisung nicht verloren.
Richtet man zwei Module à ca. 300 Watt (W) mit einem Neigungswinkel von etwa 36 Grad in Richtung Süden aus, kann das Balkonkraftwerk unter günstigen Bedingungen etwa 550 Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr produzieren. Verwendet man zwei Module mit etwa 400 W, kann der Ertrag auf bis zu 750 kWh im Jahr steigen.
Lohnt sich die Anschaffung
Bei einem künftig erreichbaren jährlichen Ertrag von 750 kWh mit einem 800 Watt Balkonkraftwerk werden nach aktueller Preislage (30 Cent pro kWh Ökostrom) etwa 225 Euro Stromkosten eingespart. Produziert man nur 550 kWh im Jahr, sinkt die Einsparung auf ca. 165 Euro. Rechnet man mit Einkaufspreisen von ca. 500 bis 750 Euro, amortisieren sich Balkonkraftwerke derzeit nach etwa 3 Jahren, also relativ schnell.
Dabei ist, wie das vergangene Jahr gezeigt hat, ein günstiger Strompreis keineswegs garantiert. Die Preise für Balkonkraftwerke und ihre Komponenten hingegen sinken tendenziell weiter und steigern die finanzielle Attraktivität der Mini-PV-Anlagen. Neben den finanziellen Aspekten beteiligen sich Betreiber aber auch an der Energiewende und unterstützen die dezentrale Stromversorgung und damit die Energiesicherheit.
Aufgrund der geringen Auflagen, die künftig noch weiter reduziert werden sollen, ist auch der Aufwand für die Installation und Inbetriebnahme vernachlässigbar und zu einer Anschaffung darf bedenkenlos geraten werden. Aufgrund der geplanten Reformen sollten sich Interessenten zudem schon jetzt mit der Möglichkeit, zwei Solarmodule mit mindestens 400 Watt zu betreiben, auseinandersetzen.