Zukunftsorientiertes Bauen muss energieeffizient, wirtschaftlich und nachhaltig sein. Anforderungen, die über den Mindeststandard des Gebäudeenergiegesetztes (GEG) hinausgehen (Passiv-, KfW-Effizienz oder Plusenergiehäuser) treiben die Entwicklung voran. Für alle Energiesparhäuser ist jedoch eine energieeffiziente Gebäudehülle mit hervorragenden Verglasungen sowie einem sommerlichen Wärmeschutz die Basis. Verglasungen sind hierbei wichtig, weil damit auf der Ost-, West- sowie Südseite erhebliche energetische Nettogewinne möglich sind. Neben dem U-Wert als Kenngröße für den Wärmeverlust, muss die Gesamt-Energiedurchlässigkeit (g-total) und die Tageslichtqualität des Glases beachtet werden.
Daneben dürfen Langlebigkeit, Wirtschaftlichkeit und Behaglichkeit nicht vernachlässigt werden. Mit hochwertigen Isoliergläsern können auf der Innenscheibe unangenehm kalte Oberflächentemperaturen vermieden werden, sodass die Raumtemperatur um 2 bis 3 °C gesenkt werden kann. Damit kann der Energieverbrauch pro Grad um zirka 6 Prozent reduziert werden. Auch der Einsatz von sogenannten „Warm-Edge-Systemen“ (statt herkömmlicher Abstandhaltern aus Aluminium oder Stahl) ist vorteilhaft, da die Kondensatbildung im Glasrandbereich bei normalen Wintertemperaturen verhindert wird.
Dreifach-Verglasungen
Heute sind 3-fach-Verglasungen das wirtschaftliche Optimum und in Deutschland Stand der Technik. Neu auf den Markt kommen Vakuumisoliergläser (VIG), Einbauten im Scheibenzwischenraum, 4-fach-Verglasungen sowie der Einsatz von LED-Technik in Funktionsfolien, mit denen sich Bilder auf das Glas „zaubern“ lassen oder eine Verdunklung (Verschattung) möglich ist. Den Weg von der Forschung in die Anwendung findet zurzeit das sogenannte „druckentspannte Mehrscheiben-Isolierglas“ (DEMIG), bei dem sich der Scheibenzwischenraum beliebig vergrößern lässt und damit den Einbau von Verschattungen vereinfacht und das Glasbruchrisiko minimiert.
Marktübliche 3-fach-Isolierverglasungen haben einen Scheibenzwischenraum (SZR) ≥ 12 mm, eine Argongasfüllung und zwei Low-E-Beschichtungen und sind für Passivhäuser Standard. Um gleichzeitig die solaren Wärmegewinne nicht zu verringern, sollte der g-Wert (Gesamtenergiedurchlassgrad) über 55 Prozent liegen.
Tageslicht für Leib und Seele
Neben den energetischen Eigenschaften sind Aspekte wie Schallschutz (Rw-Wert ≥ 32 dB), Verbesserung von Einbruchsicherheit und Verletzungsrisiken durch Verbundsicherheitsglas (VSG) sowie eine gute Versorgung mit Tageslicht von Bedeutung. Medizinische Studien belegen, dass Tageslicht den Stoffwechsel reguliert. Es werden die Melatoninproduktion (Schlafhormon) unterdrückt, die „Gute-Laune-Hormone“ Seratonin und Noadrenalin aktiviert, die Abwehrkräfte verbessert, der Schlaf-/Wachrhythmus gesteuert sowie die Leistungsfähigkeit gesteigert. Demzufolge sollte die Fenster- und Glasgröße nicht alleine nach energetischen Gesichtspunkten folgen.
Als Basis für eine gute „Lichtplanung“ dienen folgende Grundsätze:
- farbneutrale Verglasung mit einem Lichttransmissionsgrad von zirka 65 % bis 75 %
- „normal“ geschnittene Räume (Verhältnis Breite : Tiefe etwa 1 : 2)
- Fensterfront sollte zirka 20 % der Raumfläche betragen
- Breite und Höhe der Fenster etwa 1,5 m bis 2,5 m, Brüstungshöhe etwa 0,90 m und deckennaher Fensteroberkante. Keine Glasteilung durch Sprossen
- Möglichst geringe Abschattung durch Verbauung oder Pflanzen
Langlebige Bauelemente
Produktentscheidungen werden oft nur auf Basis der Anschaffungskosten getroffen, obwohl die Wirtschaftlichkeit langlebiger Bauelemente (30 Jahre und mehr) in erster Linie durch die Nutzungszeit bestimmt wird. Die wesentlichen Kostenfaktoren für Fenster und Verglasungen sind die Energiekosten fürs Heizen, Kühlen und Lüften sowie die Reinigungskosten. Auch die Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit und der Nutzen sind relevant. Deshalb muss der Hersteller Hinweise zur Instandhaltung und Reinigung an die Hand geben. Für Isolierverglasungen bedeutet dies, dass der Glasrand (Randverbund) nicht direkt der UV-Strahlung ausgesetzt sein soll. Außerdem muss eine dauerhaft hohe Luftfeuchtigkeit im Bereich der Glaskante (Glasfalz) durch die Fensterkonstruktion verhindert werden, denn dies führt zur Undichtigkeit des Isolierglases, dem Eindringen von Staub und Feuchtigkeit und damit zu „blinden“ Glasscheiben.