Passivhaus – Heizung nein danke!

Passivhaus von Haacke Haus
Passivhäuser sind auch mit klassischer Architektur möglich. Foto: Haacke Haus
Bis zu 90 Prozent weniger Heizenergie verbrauchen – und dabei trotzdem behaglich und komfortabel wohnen – geht das? Die Antwort lautet: ja – in einem Passivhaus. Das Prinzip eines Passivhauses folgt zwei Kriterien: Energie sparen und Energie sammeln. Entsprechend ist ein Passivhaus so konzipiert, dass Wärmeverluste möglichst gering gehalten und solare Energiegewinne bestmöglich ausgenutzt werden. Die Orientierung des Gebäudes ist also ein wesentlicher Punkt und auch die Außenfläche spielt eine Rolle: Bei einem kompakten Bau ist die Oberfläche, über die Wärme verloren gehen kann, im Verhältnis zum umbauten Raum kleiner als bei komplizierten Kubaturen. Beheizt wird das Passivhaus dank großer, sonnenorientierter Glasflächen mittels Sonnenwärme sowie über die Körperwärme der Bewohner und die Abwärme elektrischer Haushaltsgeräte. Das funktioniert, weil das Passivhaus bestens wärmegedämmt und abgedichtet ist. So gut, dass die gesammelte Energie nicht verloren gehen kann und so viel Wärme im Haus bleibt, dass auf ein konventionelles Heizsystem verzichtet werden kann. Der verbleibende Restwärmebedarf wird über die Nacherwärmung der Zuluft erhalten. Die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ersetzt hier die Heizung. Um den Energieverbrauch der Lüftungsanlage gering zu halten, rät Prof. Dr. Wolfgang Feist, Gründer des Passivhausinstituts in Darmstadt: „Bei der Wahl der Lüftungsanlage lohnt sich ein Blick auf die Effizienz der Geräte. Wichtig ist auch die richtige Einstellung der Anlage. Zur Zertifizierung eines Gebäudes nach dem Passivhaus-Standard gehört daher immer ein Einregulierungsprotokoll der Lüftungsanlage.“

Beim Passivhaus keine Fensterlüftung im Winter

Primär versorgt diese das Hausinnere mit gefilterter, allergikergeeigneter Frischluft: Komfortabel und zuverlässig sorgt die Lüftungsanlage für die Erneuerung der Innenraumluft, sie saugt Luft von außen an, die in der Regel im Erdreich vorgewärmt wird. Feuchtigkeit, die durchs Atmen sowie in der Küche und im Bad entsteht, wird abgeführt. Die Abwärme kann dabei durch einen Gegenstromwärmetauscher zurückgewonnen werden. Beim Öffnen eines Fensters im Winter würden die Räume zu sehr auskühlen. Lüften über Fenster fällt daher im Winter im Passivhaus komplett aus. Sonst ist das Öffnen von Fenstern im Passivhaus erlaubt.
Grundprinzip des Passivhauses
Grafik: Energiereferat Frankfurt
Die Anforderungen an Wärmedämmung, Fenster, Lufterneuerung durch Lüftungsanlage und Vermeidung von Wärmebrücken sind jeweils hoch. Das Konzept funktioniert jedoch nur im Zusammenspiel dieser Komponenten. Quelle: Passivhäuser – die wirklichen Kosten, Energiereferat Frankfurt Die bestens gedämmte Haushülle, höchste Luftdichtigkeit und die Vermeidung von Wärmebrücken führen zu extrem geringen Wärmeverlusten und einem niedrigen Jahresheizwärmebedarf von unter 15 kWh/m2a. „Mehr als ein Drittel des Energieverbrauchs in Deutschland fließt in den Betrieb von Gebäuden, überwiegend in die Beheizung. Mit dem Passivhaus können 90 Prozent dieser Energie eingespart werden“, so Prof. Dr. Feist. Die hervorragende Wärmedämmung sorgt zudem stets für ein angenehmes Raumklima, das im Winter warm und im Sommer kühl ausfällt. Ein Klimasystem ist nicht nötig und im Winter kühlen Passivhäuser dank der guten Wärmedämmung nur langsam aus. „Hohe Oberflächentemperaturen mit geringen Temperaturdifferenzen zur Raumluft sorgen für thermische Behaglichkeit. Dies ist nicht nur komfortabel, sondern auch ein Beitrag zur Wohngesundheit und zur Vermeidung von Bauschäden“, erklärt der Passivhaus-Experte.

Im Passivhaus ist es überall gleich warm

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Fensterlaibungen, Lüftungskanäle usw. wärmebrückenfrei ausgeführt werden. Es geht also darum, die richtigen Fenster – mit Dreifachverglasung und optimaler Abdichtung – fachgerecht einzubauen. Nur so kann für das gesamte Fenster ein Uw-Wert mit maximal 0,85 W/m2K erreicht werden. „Anders als in konventionellen Gebäuden, wo es etwa im Bereich der Fenste oder in Ecken oft unangenehm kalt ist und zu Zugerscheinungen kommt, ist es in einem Passivhaus überall gleich warm“, erläutert Prof. Dr. Feist. Zum Konzept des Passivhauses gehört auch, den Primärenergiebedarf des Gebäudes möglichst niedrig zu halten, nämlich unter 120 kWh/m2a. Demnach muss auch der Stromverbrauch minimiert oder über erneuerbare Energien ausgeglichen werden. Mit der Einführung neuer Passivhausklassen tritt nun entsprechend auch der Gesamtbedarf „Erneuerbarer Primärenergie“ (PER) und somit die selbst erzeugte Energie in den Fokus. „Der Bedarf an Heizenergie ist beim Passivhaus stark reduziert, der Verbrauch für Warmwasser und Haushaltsstrom fällt daher umso stärker ins Gewicht“, sagt Prof. Dr. Feist, „dies wird in der neuen Bewertung sinnvoll berücksichtigt.“

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