Technik entwickelt sich ständig weiter – und das umso schneller, wenn der Staat entsprechende Vorgaben für bestimmte Produkte macht. Beispiel Auto: Die EU-Kommission hat im vergangenen Jahr Grenzwerte für den CO2-Ausstoß neuer Pkw ab 2020 festgelegt. Demnach sinkt der CO2-Anteil im Abgas dann von 120 auf durchschnittlich nur noch 95 erlaubte Gramm pro gefahrenen Kilometer. Die Entwicklungen bei den Autoherstellern laufen entsprechend auf Hochtouren.
Ähnlich restriktiv sind die Vorgaben auch bei Häusern. Für diese wurde bereits vor Jahren von der Deutschen Energieagentur (dena), dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) sowie der staatlichen KfW-Förderbank der Begriff Effizienzhaus geprägt – auf Basis der Energieeinsparverordnung 2009 (EnEV). Entsprechend fördert die Bank heute den Hausbau – nach Effizienzklassen eingeteilt – mit zinsgünstigen Krediten oder gar Tilgungszuschüssen.
Die Novellierung der EnEV 2014 hat zunächst zwar noch keine Verschärfung gegenüber 2009 gebracht. Im Wesentlichen wurde bisher lediglich im Energieausweis für Häuser eine Skala ähnlich wie bei der Weißen Ware (Waschmaschinen, Kühlschränke ...) eingeführt, an deren Spitze ein „A+” steht. Demzufolge hat offenbar auch noch niemand so recht bemerkt, dass die neue EnEV überhaupt in Kraft getreten ist: Laut aktueller TNS Emnid-Studie wussten das 74 Prozent der Befragten nicht. Das wird sich jedoch ändern, wenn 2016 ernst gemacht wird.
Fertigbau gut für die Zukunft gerüstet
Die Anforderungen an Neubauten werden in zwei Jahren primärenergetisch um 25 Prozent gesteigert. Gerne weist der Fertigbau darauf hin, dass seine Häuser selbstverständlich auch nach 2016 noch hocheffizient sein werden, und dass alle Häuser, die er heute verkauft, absolut zukunftsfähig sind. Und tatsächlich hat die Branche recht.
Geht man vom aktuellen Referenz-Effizienzhaus mit 100 Prozent aus, verbraucht ein förderfähiges Effizienzhaus 70 höchstens 70 Prozent der gesetzlich zulässigen Primärenergiemenge. Ein Effizienzhaus 55 entsprechend 55 Prozent und ein Effizienzhaus 40 sogar nur 40 Prozent.
Werden die Anforderungen an das Effizienzhaus nun um 25 Prozent gesteigert, liegt das Referenzhaus 2016 aus heutiger Sicht bei 75 Prozent. Das aktuelle Effizienzhaus 70 wird also fast zum Effizienz-Standard – es verbraucht dann bis zu 93,34 Prozent der gesetzlich zulässigen Primärenergiemenge. Auch das derzeitige Effizienzhaus 55 rutscht nach und wird in etwa ein Effizienzhaus 70 (bis 73,34 Prozent). Das heutige Effizienzhaus 40 schließlich wird quasi zum neuen Effizienzhaus 55 (maximal 53,34 Prozent). Allesamt werden die Häuser bezogen auf das Referenzhaus also etwas „schlechter” als heute, bleiben aber immer noch (deutlich) besser als die Vorgabe – sind also zukunftsfähig.
Wie die Förderung von Effizienzhäusern aussieht, die ab 2016 gebaut werden, ist Sache der Politik beziehungsweise der KfW-Bank und steht derzeit noch nicht fest. Deshalb plant die Branche laut Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) momentan auch (noch) nicht, ein neues Effizienzhaus 40 nachzulegen.
Der Focus der Haushersteller liege vielmehr auf dem sogenannten – aus BDF-Sicht förderungswürdigen – Energie-Plus-Haus. Dieses produziert dank Photovoltaik mehr Energie (Strom) als es verbraucht. Dabei wird der überschüssige Strom inzwischen nicht mehr nur im Haus selbst verbraucht oder ins öffentliche Netz eingespeist, sondern neuerdings auch in eigens von der Industrie entwickelten „Batterien” (Akkus) gespeichert und bedarfsgerecht abgegeben. Solche Häuser sind grundsätzlich auf jeder Effizienzhaus-Basis möglich, da es im Wesentlichen nur auf die Größe der Photovoltaik-Anlage ankommt.
Europa will ab 2021 nur “Niedrigstenergiehäuser”
Mit dem Energie-Plus-Haus könnte die Fertighausbranche auch den Anforderungen der (ferneren) Zukunft begegnen, wenn ab 2021 alle Neubauten ein „Niedrigstenergiehaus” („nearly zero-energy building“) sein sollen und einen Energiebedarf von „fast Null” haben müssen. Die entsprechende Europäische Gebäuderichtlinie EPBD (Energy Performance of Buildings Directive) hat das Europäische Parlament bereits 2010 verabschiedet.
Sicher ist indes: Wer heute ein Haus baut, das sehr wenig Energie verbraucht beziehungsweise einen rechnerischen Überschuss produziert, wird auch in Zukunft ein Haus haben, das sehr wenig Energie verbraucht – effizient bleibt eben effizient.