Klinker-, Putz- oder Holzfassade: Ein Fertighaus ist heute von außen nicht mehr unbedingt als Holzhaus zu erkennen. Dennoch verbirgt sich hinter der schützenden Fassade eine bewährte Konstruktion.
Sie besteht aus drei wesentlichen Elementen: Tragwerk, Verkleidung und Dämmung. Das Tragwerk besteht aus massiven Holzständern, die im Abstand von 62,5 oder 81,5 Zentimetern angeordnet sind. Mit sogenannten Fuß- und Kopfriegeln werden diese Ständer zu einer Rahmenkonstruktion verbunden. Da im Fertigbau meist optimal getrocknetes Konstruktionsvollholz verwendet wird, kommt in der Regel kein chemischer Holzschutz zum Einsatz – und das Holz verzieht sich nicht nennenswert.
Verkleidung mit Holz- oder Gipsbauplatten
Dieser Holzrahmen wird durch eine Verkleidung mit großformatigen Holzwerkstoffplatten ausgesteift. Als Material kommen mehrschichtige Bauplatten, Gipsplatten oder Holzwerkstoffplatten wie beispielsweise OSB-Platten und Spanplatten in Frage.
Heutige Spanplatten sind in der Regel emissionsfrei (E1). Ihr schlechter Ruf aufgrund früherer schädlicher Emissionen von Billigplatten ist somit überholt. Ein weiteres Vorurteil, man könne hier keine schweren Küchenschränke aufhängen, darf als überholt gelten: Seriöse Hersteller beplanken die Wände innen in der Regel doppelt.
Die Verkleidung übernimmt auch einen Teil des Schallschutzes. Je schwerer das Material, umso besser ist er. Gipsfaserplatten und zementgebundene Spanplatten haben hier klare Vorteile. Günstig wirken sich auch eine Vormauerung oder Verklinkerung der Außenwand aus. Manche Wandkonstruktionen kombinieren Holzverbundbauweise und Massivbauweise, in dem innenseitig eine 50 Millimeter starke Schicht aus Hochloch-Ziegeln vorgesetzt wird, die für Feuchtigkeitsregulierung, Wärmespeicherung und Schallschutz sorgen soll.
Ebenfalls zum Thema Verkleidung gehört die sogenannte Dampfbremse. Sie wird zum Schutz der Dämmung gegen Feuchte eingesetzt. Diese Folien sind inzwischen fast zur „Glaubensfrage“ geworden, weil sie angeblich das „Atmen“ der Wände unterbinden. Gemeint ist der Ausgleich der Raumluftfeuchte, denn selbstverständlich „atmet“ eine Wand nicht und auch ein Luftaustausch findet nicht statt. Das wäre sogar gefährlich, weil dadurch feucht-warme Innenluft in kältere Teile der Wand gelangen könnte, was zu Feuchteschäden führen würde.
Dicht mit oder ohne Installationsebene
Dichtheit ist also Pflicht – nicht nur aus Energiespar-Gründen! Doch dazu muss man wissen: Das Puffern der Wohnraum-Feuchte findet sowieso weitgehend in den 15 bis 20 mm starken Gipskarton- und Spanplatten statt – eine „Atmung“ ist also nicht nötig, zumal moderne Häuser in der Regel mit einer kontrollierten Lüftungsanlage ausgestattet sind.
Um die Dichtigkeit durch Installationen nicht zu zerstören, erhalten Fertighauswände oft eine Installationsebene. Auf der Innenseite wird eine zusätzliche, gedämmte Holzkonstruktion vorgesetzt, in der alle Leitungen, Steckdosen und Wasseranschlüsse untergebracht sind.
Es werden auch komplett diffusionsoffene Wände ohne Folie angeboten, bei denen theoretisch ein Feuchtetransport von innen nach außen möglich ist. Bei entsprechendem Wandaufbau ist dies machbar. Dabei sollte die Wand von innen nach außen immer „offener“ werden. Das geht zum Beispiel mit Holzfaserdämmplatten statt Hartschaum für die durchgehende Außendämmung.
Damit sind wir bei der dritten wesentlichen Komponente angekommen, der Dämmung. Rund 20 bis 30 Zentimeter und mehr sind im Fertigbau heute üblich, wobei ein Teil davon zwischen den Holzständern und ein Teil außenseitig aufgebracht wird. Für die Zwischendämmung kommen Dämmplatten oder lose Dämmstoffe wie Holzfasern oder Zellulose infrage, die eingeblasen werden können. Für die durchgehende Außendämmung bieten sich Platten an, die mit einer Armierung versehen direkt verputzt werden oder eine Unterkonstruktion für eine vorgehängte Fassade erhalten.
Im Fertigbau erreichen die Wände dank umfassender Dämmung in der Regel einen sogenannten U-Wert von 0,09 bis 0,19 W/m2K. Je niedriger dieser Wert, desto besser ist die Wirkung der Wärmedämmung. Abhängig ist dieser Wert vom Wärmedurchgangswert des eingesetzten Materials und der Dämmstoffdicke.
Neben Mineralfaser-, Styropor- oder Hartschaumplatten setzen manche Hersteller auch ökologische Dämmstoffe aus nachachsenden Rohstoffen ein. Je nach Hersteller serienmäßig oder auf Wunsch und gegen Aufpreis werden Dämmstoffe wie Holzfaserplatten, Kork, Zellulose und Schafwolle verwendet. Auch Flachs, Hanf, Schilfrohr und Kokosfaser werden vereinzelt angeboten.
Jeder Dämmstoff hat andere Vorteile
Synthetische Baustoffe zur Dämmung werden überwiegend als Platten angeboten; die zwei wichtigsten Produktgruppen sind Polyurethan (PUR) und Polystyrol-Hartschaumplatten. Weit verbreitet sind auch Dämmstoffe, die aus einem Teil mineralisch und zum anderen synthetisch sind. Zu dieser Gruppe gehören Glas- und Steinwolle.
Diese klassischen Dämmstoffe haben einen sehr guten Dämmwert, sind kostengünstig und gut zu verarbeiten. Beim Brandschutz stehen die (meist etwas teureren) mineralischen Dämmstoffe besser da als Hartschaumplatten, die im Übrigen auch quasi dampfdicht sind und nicht für die anfangs erwähnten diffusionsoffenen Wandaufbauten infrage kommen.
Ökologische Dämmstoffe sind je nach Material als Platten oder als lose Ware zum Einblasen zwischen die Holzständer erhältlich. Die meisten dieser sogenannten Öko-Dämmstoffe erhalten – abgestimmt auf die jeweiligen natürlichen Eigenschaften – mehr oder weniger „künstliche“ Zusätze, um eine leichte Entflammbarkeit und möglichen Schädlingsbefall zu verhindern. Teilweise ist auch ein Stützmaterial enthalten, damit der Dämmstoff nicht zusammensackt. Deshalb gibt es selten einen „reinen“ Öko-Dämmstoff.
Guter Wärmeschutz an Sommertagen
Der Schutz gegen Kälte ist allerdings nicht alles. Denn die Dämmung schützt auch vor Überhitzung im Sommer. Alternative Dämmstoffe wie Holzfaser, Hanf und Zellulose haben oft einen besseren sommerlichen Wärmeschutz zu bieten, was sich besonders im Dachgeschoss bemerkbar macht.
Dieser Effekt hängt entscheidend von der Rohdichte, also der Masse des Materials ab und von dessen Wärmespeicherkapazität. Weil Holzweichfasern, Hanf und Zellulose bei gleichem Volumen deutlich mehr wiegen, dauert es, je nach Dicke, bis zu acht Stunden, bis die Hitze von draußen in den Wohnraum dringen kann. Dann ist es meist schon Abend und draußen kühler, sodass die gespeicherte Wärme wieder durch Lüften nach draußen abgeführt werden kann.