Ein Fertighaus zum Wohnen und Arbeiten

Wohnen und Arbeiten in einem Gebäude
Foto: Luxhaus
Dieses Fertighaus zeigt, dass ungewöhnliche Architektur auch mal aus strengen Bauauflagen und einem geplatzten Grundstücksvertrag entstehen kann, und es führt vor, wie Wohnen und Arbeiten in einem Gebäude verbunden werden muss, damit sich beide Bereiche ergänzen anstatt sich zu stören.

 Bebauungsplan-Vorgaben

Aus dem gewünschten modernen Haus mit Flachdach ist wegen/dank Vorschriften im Bebauungsplan dieses imposante Gebäude mit Anbauten, Flach- und Pultdach geworden. Foto: Luxhaus Zu Hause arbeiten, ohne den Wohnalltag zu stören – und das in einem modernen Haus mit klarer Formensprache und Flachdach: das wünschte sich Bauherr und Unternehmensberater Jan Becker (Name von der Redaktion geändert) für sein neues Haus. Doch als die Planung komplett fertig war, platzte unglücklicherweise der Kaufvertrag für das gewünschte Grundstück in einem Gewerbegebiet. Zum Glück durfte der Entwurf dann in einem recht eng bebauten Wohngebiet realisiert werden. Dafür musste allerdings umgeplant werden, denn der Bebauungsplan machte enge Vorgaben. Unter anderem war ein geneigtes Dach mit rotbrauner Ziegel-Eindeckung und mindestens 15 Grad Neigung gefordert. Aus dem gewünschten Flachdach wurde also ein Pultdach – mit für diese Dachform durchaus ungewöhnlicher Ziegel-Eindeckung. Immerhin konnte die zuständige Bauberaterin eine Befreiung auf zehn Grad Dachneigung erwirken und fand einen anthrazitfarbenen Ziegel mit Braun-Anteil, der vom Bauamt genehmigt wurde. Um die Abstandsflächen einzuhalten, wurde der Baukörper mit verschiedenen Rücksprüngen versehen, eingeschossige Flachdach-Anbauten bewirken einen modernen Touch.
Einggangseite
Aus dem gewünschten modernen Haus mit Flachdach ist wegen/dank Vorschriften im Bebauungsplan dieses imposante Gebäude mit Anbauten, Flach- und Pultdach geworden.Foto: Luxhaus

Arbeitsräume klar von Wohnbereich getrennt

Für den stark aufgegliederten Baukörper gibt es aber noch andere Gründe mit durchaus praktischen Aspekten: Die halböffentlichen Arbeitsräume, in denen der Bauherr auch Schulungen abhält, sollten wie ein Puffer dem privaten Wohnbereich vorgelagert werden. Sie wurden im eingeschossigen Teil des Hauses zur Straße hin untergebracht, denn für eine gute schalltechnische Entkoppelung sollten darüber keine Schlafräume liegen. Toller Nebeneffekt: Auf dem Flachdach findet eine Dachterrasse Platz, die durch intensive Begrünung neugierige Blicke abschirmt und als Freibereich nach dem Saunagang genutzt wird. Darunter liegt die zurückversetzte Haustür – so entsteht hier eine gestalterisch gut eingebundene, klar erkennbare und wettergeschützte Eingangssituation.

Ohne Keller: Wärmepumpe arbeitet im Parterre

Zwischen den Wohn- und Arbeitsräumen liegen im Erdgeschoss auch noch der Hauswirtschafts- und Technikraum sowie ein Gäste-WC als akustische Trennung. Da das Haus ohne Keller gebaut wurde, brauchte es hier genügend Platz für die Sole-Wasser-Wärmepumpe mit Tiefenbohrung, denn eine moderne und effiziente Heizungsanlage war dem technikaffinen Bauherren ebenfalls wichtig. In den privaten Bereich des Erdgeschosses gelangt man durch eine Schiebetür. Hier zeigt sich in der Küche eine weitere planerische Raffinesse: Da Jan Becker für den Kochbereich und das darüberliegende zweite Kinderzimmer unbedingt auch ein Fenster mit Süd-Ausrichtung und Blick in den Garten haben wollte, wurde dies durch einen Vorsprung der Außenwand galant ermöglicht. Im Obergeschoss liegen vier Schlafräume, die genügend Flexibilität und Raumreserven bieten sowie das Bad und der bereits erwähnte Wellness-Bereich mit Sauna. Hier oben erweist sich das ursprünglich ungeplante Pultdach als klarer Glücksfall: Es beschert den zum Garten orientierten Zimmern eine großzügige, luftige Raumhöhe.

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