Als „Empfangsempore” im Eingangsbereich oder als „Rückzugsposten” im Wohnbereich: Die Galerie erfüllt verschiedene Zwecke, hat viele Gesichter und verleiht dem Haus ein eigenes Wohnprofil.
Gut geplant, an persönlichen Bedürfnissen und Wohnansprüchen orientiert, kann eine Galerie definitiv den Wohnwert steigern. Besonders in großen Häusern kann sie zusätzliche Wohnfläche bieten, als Spielflur, Leseecke, Bibliothek oder Arbeitsbereich mit Aussicht genutzt werden.
Zudem bringt sie durch die offene Gestaltung in Verbindung mit einer Dachverglasung viel Licht und ein weitläufiges Wohngefühl. Die Raumhöhen schaffen dazu ein besonderes Gefühl von Transparenz und Offenheit. Ein weiterer Vorteil ist die Rückzugsmöglichkeit, ohne komplett vom übrigen Wohngeschehen abgeschottet zu sein.
Großes Raumgefühl erhöht den Wohnwert
Ist das Haus nicht so groß, sollte man jedoch abwägen: Einerseits sorgt die Galerie für eine offene und großzügig anmutende Wohnatmosphäre, suggeriert Weite und Größe, andererseits geht tatsächlicher Wohnraum durch den Luftraum flöten. Sprich der Platz ist eventuell verschenkt, handelt es sich nur um einen großen Flur ohne Möblierungspotenzial.
Auch die Frage, ob man einen so offenen Raum dauerhaft gemütlich findet, sollte man sich ehrlich beantworten. Manche Menschen empfinden sehr hohe Räume – vom Erdgeschoss bis unter den First – als ungemütlich und kalt, fühlen sich in geschlossenen Räumen geborgener. Andere mögen luftig gestaltete und fließend ineinander übergehende Bereiche.
Eine beliebte und häufig gebaute Version ist die Galerie über dem Essplatz. Die Galerie stellt über den Luftraum eine enge Verbindung der beiden Geschosse untereinander her. Wird das Haus zu zweit bewohnt, dürfte es mit dieser Variante wenig Probleme geben.
Viel Licht und Luft brauchen auch mehr Platz
Doch die offene Gestaltung birgt gerade für Familien mit Kindern auch Nachteile, die man durchaus bedenken sollte: Wenn die Galerie im Wohn- oder Essbereich angesiedelt ist, können Essensgerüche bis ins obere Geschoss hochziehen und akustische Beeinträchtigungen sind oben wie unten nicht auszuschließen.
Wird beispielsweise im Wohnraum gefeiert, können oben keine Kinder schlafen. Und andersrum müssen Eltern mit älteren Kindern laute Musik fürchten, die von der Galerie dröhnt. Zwar sind kommunikative Vorteile auch im Wohnbereich unbestritten, aber jede Baufamilie sollte sich bewusst auf ihre Prioritäten besinnen.Befindet sich im Wohnbereich der einzige Zugang zum oberen Geschoss, haben Sie hier außerdem stets Durchgangsverkehr.
Andere Funktionen hat die Galerie im Eingangsbereich, wo es um das Kommen und Gehen von Familienmitgliedern oder Gästen und vor allem um die Belichtung des Dachgeschosses geht. Denn in Standard-Grundrissen ist der Flur im oberen Geschoss häufig ohne natürliche Lichtquelle.
Wichtig: Die Treppe mit der Galerie sollte hinter einem Windfang liegen, damit es nicht direkt nach oben zieht, wenn die Haustür mal offen steht.
Energetisch sind Galerien eher nachteilig
Im Erdgeschoss kann es Zugerscheinungen geben, wenn oben Fenster geöffnet sind. Für die Sommermonate müssen bei vielen Glasflächen auch entsprechend ausreichende Beschattungen vorhanden sein!
Die Entscheidung für eine Galerie sollte in jedem Fall wohl überlegt sein. Es gilt, sich vorab zu fragen: Wo könnten sich Familienmitglieder trotz offener Innenraumgestaltung zurückziehen? Welche Nutzungsmöglichkeiten bietet der offene Flur – auch langfristig? Denn ein ganz entscheidender Aspekt ist die Nutzbarkeit. Die Prioritäten müssen darum genau abgewogen werden.
Eine Galerie, die sich zum Wohnbereich oder Essplatz öffnet, schafft in Verbindung mit viel Glas eine helle, freundliche und großzügige Wohnatmosphäre im Erdgeschoss. Der Raumgewinn im Obergeschoss löst sich dagegen buchstäblich in Luft auf.
Außer, es wird so geplant, dass zum Beispiel die Fläche eines dritten Giebels der Galerie zugeschlagen werden kann. Hier findet beispielsweise ein Spielflur Platz, auf dem gemeinsame Aktionen stattfinden können, wodurch die Kinderzimmer entsprechend kleiner ausfallen können. Ein Wohnmodell, das in den kinderfreundlichen skandinavischen Ländern sehr häufig anzutreffen ist.
Der zusätzliche Giebel
Entscheidet man sich für eine Galerie, sollte man darauf achten, dass sie breit genug ist und nicht bloß eine schmale, kaum nutzbare Nische entsteht. Ist genügend Platz für einen Schreibtisch, sollte dieser gut belichtet sein und praktisch sind auch zusätzliche Stellflächen.
Häufig wird die Planung einer Galerie darum mit dem Bau eines dritten Giebels verbunden. Im Gegensatz zu einer Gaube ist der dritte Giebel oft fast so hoch wie der First und verläuft über beide Geschosse. Wird er zudem nach vorne versetzt, entsteht im Erdgeschoss ein Erker.
Diese Variante schafft nicht nur Raumgewinn unterm Dach, sondern auch im Erdgeschoss. Und die äußere optische Wirkung ist noch prägnanter. Schon in der Renaissance wurde er bei repräsentativen Gebäuden eingesetzt und wertet noch heute Einfamilienhäuser auf. Innen wie außen. Und die offene Empore sorgt so für einen großen, lichten Wohnraumgewinn – auf allen Ebenen.