Fenster prägen nicht nur das äußere Erscheinungsbild, sondern auch das Innenleben und die Funktion eines Hauses: Sie bieten Ausblick, sorgen für ausreichend Tageslicht und Lüftung. Sie greifen aber auch in die Raumnutzung ein, weil man z.B. vor ein Fenster keine Möbel stellen kann. Darüber hinaus haben Fenster einen großen Einfluss auf die Bauphysik und damit den Energieverbrauch und Wohnkomfort eines Hauses.
Eine der wichtigsten Aufgaben von Fenstern ist, Sonnenlicht ins Hausinnere zu lassen: Eine ausreichende Versorgung mit natürlichem Tageslicht spart nicht nur Strom, sondern sorgt für Gesundheit und gute Laune. Medizinische Studien belegen, dass das Tageslicht den Stoffwechsel reguliert, die Produktion des Schlafhormons Melatonin unterdrückt, die „Gute-Laune-Hormone“ wie Seratonin und Noradrenalin aktiviert, die Abwehrkräfte verbessert, den Schlaf-/Wachrhythmus steuert sowie die Leistungsfähigkeit und Lernfähigkeit steigert. Demzufolge sollten auch die Fenster auf der Ost-, West- und Nordseite nicht zu klein ausfallen, zumal wenn dort Räume liegen, die häufig genutzt werden, wie z.B. die Küche.
Als Basis für die Fensterplanung gilt:
• farbneutrale Verglasung mit einem Lichttransmissionsgrad von ca. 65 bis 75 Prozent wählen
• die Räume sollten ein Breite-Tiefe-Verhältnis von etwa 1 : 2 aufweisen
• die Fensterfront sollte ca. 20 Prozent der Raumfläche betragen
• Breite und Höhe der Fenster sollten etwa 1,5 bis 2,5 Meter betragen, die Brüstungshöhe etwa 90 Zentimeter und die Fensteroberkante möglichst deckennah sein. Auf Glasteilung durch Sprossen sollte verzichtet werden
• Möglichst geringe Abschattung durch Verbauung oder Pflanzen
Moderne Fenster erzielen in der Heizperiode beachtliche Wärmegewinne, deshalb ist eine großflächige Verglasung auf der Südseite von Vorteil. Dabei muss auf gute Werte für den Wärmeschutz (Uw ≤ 1,1 W/(m²K)) und den Wärmegewinn (g-Wert Glas ≥ 0,6 bzw. 60%) geachtet werden. Raumhohe Fenster und Schiebetüren lassen bei tief stehender Wintersonne besonders viel Licht und Wärme ins Haus. Generell besteht ein Zielkonflikt zwischen solarer Energienutzung und Sonnenschutz, der sich aber gut durch eine Verschattung lösen lässt. Um im Sommer Überhitzung zu vermeiden, lassen sich südseitige Flächen leicht durch Balkone, Vordächer oder einen Dachüberstand verschatten – das ist robust und preisgünstig. Aber auch Fenster auf der West- und Ostseite benötigen Sonnenschutz. Grundsätzlich funktioniert ein außen liegender Sonnenschutz besser als ein innen liegender, weil die Wärme draußen bleibt. Übrigens dämmen Wärmeschutzfenster nicht nur gegen Kälte, sondern auch gegen Hitze. Beim Sonnenschutz gibt es eine große Auswahl an Funktionen, Formen und Farben.
Hilfreich ist eine Einstellbarkeit und Zonierung des Verschattungsgrades, beispielsweise durch Jalousien, die im oberen Bereich mehr Licht durchlassen und die unten „gelöchert“ sind und so einen Blick nach außen zulassen. Allerdings wird durch Tageslicht immer auch ca. 50 Prozent der Sonnenenergie übertragen, so dass man sich im Sommer zwischen Licht und Wärme entscheiden muss. Automatisch gesteuerte Jalousien ermöglichen bei Abwesenheit eine optimale Regelung zwischen Energiegewinn und Verschattung und sichern das Hochfahren, wenn ein Sturm naht.
Probleme gibt es bei teilweiser Verschattung, die zum Glasbruch führen kann, weil für das Glas der Temperaturunterschied zwischen verschatteten und Sonnen beschienenen Flächen zu groß wird – hier hilft der Einsatz von Einscheibensicherheitsglas (ESG), das deutlich bessere Festigkeiten hat als normales Floatglas.
Lüften mit Fenstern ist einfach, bekannt und kostenlos. Die sogenannte Querlüftung mit zwei weit geöffneten Fenstern, die sich gegenüber oder übereck liegen, ist besonders effektiv. Mit Schiebe- und Drehkippfenstern lässt sich mit geeigneter Beschlagtechnik der Lüftungsspalt gut regulieren. Bei Einbruchgefahr, Regen, Sturm und Lärm sind offene Fenster nicht ideal. Immer mehr Bauherren fragen daher automatisch betriebene Fenster oder Fensterlüfter nach. An viel befahrenen Straßen z.B. ist ein Schalldämmlüfter in Schlaf- und Kinderzimmern eine sinnvolle Investition, um frische Luft und Ruhe sicherzustellen. Fensterlüfter gibt es mit Wärmerückgewinnung und sind damit eine gute Alternative zu zentralen Lüftungsanlagen, um im Winter die Lüftungswärmeverluste und damit den Energieverbrauch zu reduzieren.
Bei der architektonischen Planung des äußeren Erscheinungsbildes darf nicht vergessen werden, dass Fenster den Innenraum nicht stören und leicht zu bedienen, zu warten sowie zu reinigen sein müssen. Ein Dachflächenfenster im Treppenhaus ist ideal für die Belichtung und die Nachtkühlung, damit die nach oben steigende warme Luft sich nicht im Dachgeschoss staut (Kamineffekt). Eine elektromotorische Öffnung ist hier der „Leiterlösung“ klar vorzuziehen.
Auch die Öffnungsrichtung muss vom Innenraum her definiert werden. Fenster und Türen sollten sich eher zur Wand als zum Raum hin öffnen. In engen Räumen sind vertikale und horizontale Schiebefenster, eine gute Lösung zur Raumbelüftung. Dank moderner Beschläge und Dichtungen sind auch diese Fenster wind- und regendicht. Wenn nur Tageslicht gefragt ist, reichen Fenster mit Festverglasungen, die günstiger sind. Hier muss aber auf die mögliche Reinigung von außen geachtet werden.
Auch die leichte Bedienbarkeit ist wesentlich von Größe und Gewicht der Fensterflügel, der Anordnung der Griffe und der Öffnungsart abhängig. Ein tiefer gelegter Griff lässt sich leichter erreichen, sorgt aber wegen der „Hebelgesetze“ für etwas höhere Bedienkräfte. Hier ist auf besonders leichtläufige Beschläge zu achten. Generell gilt, dass kleine Fenster sich leichter öffnen und schließen lassen als große.
Abschließend ein Wort zur Qualität: Die CE-Kennzeichnung auf Basis der Produktnorm für Fenster und Außentüren (EN 14351-1) ist baurechtlich vorgeschrieben, wird aber oft als Qualitätszeichen missverstanden. Sie zeigt allerdings nur, dass grundlegende Sicherheitsanforderungen der Europäischen Gemeinschaft erfüllt werden. Herstellerunabhängige Nachweise und Prüfungen zur Qualität und Dauerhaftigkeit sind beim CE-Zeichen nicht vorgeschrieben. Mehr Sicherheit bietet deshalb eine Zertifizierung und Prüfung von Qualitätsmerkmalen und eine regelmäßige Überwachung durch eine neutrale Institution, beispielsweise dem ift Rosenheim oder der RAL-Gütegemeinschaft.
Als letztes Glied in der Qualitätskette ist die Montage besonders wichtig, denn die zugesicherten Leistungseigenschaften des Produkts hängen stark von der fachgerechten Montage ab und damit von der Qualifikation des Montagebetriebs.