Wie Sie vielleicht schon in unserem Ratgeber erfahren haben, gibt es zwei große Trends bei Bodenbelägen, die seit einigen Jahren anhalten: Zum einen der Run auf Vinylböden als attraktive und zugleich strapazierfähige Form aller Kunststoffböden. Zum anderen eine Sehnsucht „zurück zur Natur“, die sich in einer spürbaren Nachfrage nach Holz, Kork und Linoleum als Belagsmaterialien widerspiegelt. Wenn Sie eher das Budget im Auge haben und Wert auf einen pflegeleichten und unempfindlichen Bodenbelag legen, werden Sie wahrscheinlich zu einem Vinylboden tendieren.
Vinylboden besteht aus Polyvinylchlorid (PVC) und stellt eine Weiterentwicklung früherer PVC-Bodenbeläge dar, die in erster Linie als Meterwaren angeboten wurden. Bei Vinylboden handelt es sich jedoch um Stückware wie bei Fliesen, Laminat oder Parkett. Demzufolge sind die Belagsstücke handlich dimensioniert wie einzelne Kacheln, Dielen oder Planken. Dies ist nicht nur praktisch bei Transport und Einlagerung, sondern hat auch Auswirkungen auf die Verarbeitung: Vinylboden muss für ein professionelles Ergebnis nicht mehr ausnahmslos verklebt werden. Mit der entsprechenden Ausstattung, lässt er sich auch schwimmend verlegen. Dabei werden die Belagsstücke durch ein integriertes Klicksystem gegenseitig ineinander verankert und ergeben am Ende einen festen Verband, der nicht am Untergrund fixiert zu werden braucht.
Das klingt auf Anhieb nach weniger Aufwand? – Da liegen Sie nicht ganz falsch! Welche Verlegetechnik sich besser für Ihren Anwendungsfall eignet, ist damit aber noch nicht gesagt. Im Folgenden möchten wir Ihnen dabei helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.
Vinylboden kleben vs. schwimmend verlegen
Vinylboden kann mit verschiedenen Klebemitteln am Untergrund fixiert werden. Voraussetzung ist immer, dass sich der Untergrund dafür eignet. Gerade bei Renovierungsprojekten lässt sich diese Eignung meistens erst durch das punktuelle Verspachteln oder vollflächige Ausgleichen des Untergrunds erreichen. Vinylboden zum Klicken ist in dieser Hinsicht weniger anspruchsvoll und damit renovierungsfreundlicher. Außerdem erfordern die Arbeiten zur Untergrundvorbereitung handwerkliches Geschick und Erfahrung in Umgang mit Nass- oder Trockenklebern – eine Voraussetzung, die nicht jeder Heimwerkende erfüllt.
Ist ein Vinylboden erst einmal verklebt, bietet er eine zuverlässigere Stabilität und eine geringere Empfindlichkeit gegenüber äußerer Beanspruchung als schwimmend verlegte Beläge. Daher raten Handwerker und Fachhändler im Zweifelsfall immer zum Verkleben. Insbesondere, wenn der Vinylboden in gewerblich genutzten oder anderweitig öffentlich zugänglichen Objekten verlegt werden soll. Ein weiterer Aspekt, den Sie bedenken sollten, ist der hohe Kunststoffanteil in den Bodenbelägen: Er sorgt dafür, dass diese empfindlicher auf Temperaturschwankungen reagieren als etwa Laminat oder Parkett. Daher unterstützt es ihre Form- und Maßtreue, wenn sie am Untergrund fixiert sind.
Bei schwimmend verlegten Vinylböden ist das Risiko größer, dass sie sich ausdehnen oder zusammenziehen. In Räumen, die sich bei Sonneneinstrahlung stark aufheizen, oder vor großen Fensterflächen kann es schlimmstenfalls zu unschönen Aufwellungen der Beläge kommen. Dies ist einer der Gründe, weshalb die Hersteller intensiv daran arbeiten, den Kunststoffanteil in Vinylböden zu reduzieren und zunehmend mehrschichtig aufgebaute Modelle auf den Markt zu bringen. Solche Multilayer- oder Rigid-Vinylböden sind weniger temperaturempfindlich und elastisch, jedoch nicht zum Verkleben vorgesehen.
Seine Fixierung am Untergrund handelt verklebtem Vinylboden lediglich einen Nachteil ein: Wie Sie sich vorstellen können, lässt er sich schwerer wieder entfernen als schwimmend verlegter Vinylboden. Die Belagsstücke müssen einzeln vom Untergrund gelöst werden. Anschließend gilt es, jegliche Kleberückstände zu beseitigen. Vorteilhaft ist es, wenn Sie anstelle eines Nassklebers einen Trockenkleber verwendet haben, dann fällt es leichter, rückstandslos zu arbeiten. Bei schwimmend verlegtem Vinylboden brauchen Sie keine Rückstände zu befürchten. Hier lassen sich die einzelnen Belagsstücke beim Rückbau einfach aufnehmen, auseinanderklicken und bei Bedarf auch wiederverwenden.
Vinylboden in Bad und Küche? Vorteil: Kleben!
Schwimmend verlegbarer Vinylboden mag leichter zu verarbeiten und wieder zu entfernen sein, aber er ist nicht so vielseitig einsetzbar wie Vinylboden zum Kleben. Wenn Sie beispielsweise einen neuen Badezimmerboden verlegen möchten, ist schwimmend verlegter Bodenbelag eher „zweite“ Wahl, da er nicht völlig gegen eindringende Feuchtigkeit abgedichtet werden kann. Gerade in Bereichen, in denen häufiger mit stehender Nässe zu rechnen ist, raten Handwerker und Fachhändler zum Verkleben. Übrigens können alle Klick-Vinylböden bei Bedarf verklebt werden, während das schwimmende Verlegen von Klebevinyl nicht praktikabel ist!
In Küchen stehen Sie vor einem anderen Problem: Hier ist die unzureichende Abdichtung von schwimmend verlegten Böden nicht akut, weil die Feuchtebelastung im Vergleich zu Badezimmern viel geringer ist. Allerdings bestehen Küchen aus Haushaltsgeräten und großen Schränken, die mit ihrem Gewicht eine Herausforderung für jeden elastischen Bodenbelag darstellen. Nicht unbedingt durch die punktuelle Last, die sie erzeugen, sondern eher durch die Last, die auf viele Belagsstücke gleichzeitig einwirkt. Ein Bodenbelag, der sich bei wechselnden Temperaturen ausdehnt respektive zusammenzieht, wird dadurch in seinem physikalischen Verhalten eingeschränkt.
Wie wir bereits beschrieben haben, wird Klebe-Vinylboden durch die Fixierung am Untergrund gehemmt, sich bei Wärme auszudehnen, während Klick-Vinylboden ungehindert "arbeiten" kann. Hindert ihn die Last der Kücheneinrichtung jedoch (stellenweise) daran, besteht die Gefahr, dass sich der Belag aufwellt. Umgekehrt können sich bei kalten Temperaturen die Fugen zwischen seinen Belagsstücken ausdehnen, was schlimmstenfalls zum Aufspringen ihrer Klickverbindungen führt.
Schwimmend verlegter Vinylboden erfordert eine Trittschalldämmung
Die feste Fixierung am Untergrund hat noch einen weiteren Vorteil: Sie verhindert, dass es zu Hohlräumen respektive Luftkammern zwischen Bodenbelag und Untergrund kommt. Die Einschlüsse verschlechtern nicht nur die akustischen Eigenschaften eines Bodenbelags, sondern auch seine Wärmleitfähigkeit. Aber der Reihe nach: Sie haben bestimmt schon festgestellt, dass Laminat viel deutlichere Tritt- und Laufgeräusche verursacht als Parkett? – Der Grund dafür ist, dass die elastischeren Laminatdielen beim Begehen leicht unter den Füßen nachgeben und dadurch hörbar mit dem Untergrund in Kontakt kommen. Dies kann bei Klick-Vinylboden in vergleichbarer Weise passieren. Daher sollte er stets mit einer Trittschalldämmung ausgestattet oder alternativ mit einer schallmindernden Unterlage verlegt werden. Die Lufteinschlüsse werden dadurch zwar nicht ganz verhindert, aber ihr negativer Effekt geht gegen Null.
Vinylboden auf Fußbodenheizung? Vorteil: Kleben!
Ob Lufteinschlüsse oder Trittschalldämmungen, beide beeinträchtigen den Wärmefluss von einer Fußbodenheizung zum Bodenbelag, sodass auch hier die Empfehlung gilt, den Vinylboden zu verkleben. Der Bodenbelag bildet dann eine Einheit mit dem Untergrund, sodass er die Wärme aus der darunterliegenden Fußbodenheizung praktisch ungehindert aufnehmen und an den darüberliegenden Raum weiterleiten kann. Aus demselben Grund sollte übrigens auch Parkett auf Fußbodenheizungen stets verklebt und nicht schwimmend verlegt werden.
Fazit
Unterm Strich kann HausbauHelden keine grundsätzliche Empfehlung für eine der beiden Verlegearten geben. Der konkrete Anwendungsfall gibt den Ausschlag: Klebe-Vinylboden erweist sich als eine dauerhafte, stabile und vielseitige Lösung, die besonders in stark beanspruchten Bereichen sowie in Badezimmern und Küchen entscheidende Argumente auf ihrer Seite hat. Schwimmend verlegter Vinylboden hingegen punktet durch eine einfachere Installation und Deinstallation, eignet sich jedoch weniger für Feuchträume und Räume mit stark schwankenden Temperaturen. Was die Materialkosten betrifft, so ist Klebe-Vinylboden auf den ersten Blick günstiger als Klick-Vinylboden. Wenn man allerdings die zusätzlichen Kosten für die Vorbereitung des Untergrunds und den höheren Arbeitsaufwand berücksichtigt, gleichen sich die Kosten pro Quadratmeter mehr und mehr an, sodass die endgültige Wahl eine Frage der individuellen Prioritäten und Gegebenheiten ist.