Ruhe im Haus

Weniger Lärm im Haus
Foto: Ado Goldkante
Meeresrauschen, Vogelgezwitscher und die Lieblingsmusik – viele Geräusche wirken positiv. Laut einer US-amerikanischen Studie kann die Geräuschkulisse eines gut besuchten Cafés sogar die Kreativität fördern. Jedoch sinkt sie bei etwas höherer Lärmbelastung deutlich ab. Lärmempfinden hängt von der Situation ab: Für Kreativität sollte es nicht zu leise sein, ist Konzentration gefragt oder wollen wir schlafen, können leiseste Geräusche stören. Nach einer Erhebung im Auftrag der Techniker Krankenkasse ist Lärm ein ungemeiner Stressfaktor. Die Weltgesundheitsorganisation WHO stellte fest, dass er als Umweltfaktor das zweitgrößte Gesundheitsrisiko darstellt. Denn auf Dauer macht er krank: Menschen, die ständigem Lärm ausgesetzt sind, haben ein höheres Herzinfarktrisiko und neben Gehörschäden können Schlafstörungen und Depressionen die Folge sein. Damit sich die Ohren auch mal erholen können, sollte man im eigenen Heim durch schalldämmende Maßnahmen für Ruhe sorgen. An Lärm kann man sich nicht gewöhnen In Gesetzestexten wird Lärm beispielsweise als „unerwünschter Schall“ definiert. Wann Geräusche als störend empfunden werden, hängt von der subjektiven Wahrnehmung des Hörers ab, von persönlichen Vorlieben (Musik), sozialer und kultureller Wertung wie auch persönlichem Befinden. Lärm entsteht durch Schall, Luft, die schwingt – ähnlich wie Wasserwellen. Je höher diese Wellen, umso lauter ist er. Von den Schwingungen pro Sekunde (Frequenz) hängt der Klang ab. Man unterscheidet drei Arten von Schall: Luftschall, Körperschall und Trittschall. Unter Luftschall versteht man die Ausbreitung von Schallwellen in der Luft, durch Sprache, Musik oder Straßenlärm. Er kann relativ leicht durch massive, schwere Wände und Decken minimiert werden. Körperschall breitet sich in festen Stoffen, einzelnen Bauteilen aus und gelangt so in benachbarte und darunter liegende Zimmer. Er wird durch Gehen, Klopfen und Ähnliches ausgelöst und lässt sich nur durch Entkoppeln der Bauteile vermeiden. Trittschall wird als Körperschall verursacht und durch die Luft verbreitet. Im Stock darunter wird er als Gehschall wahrgenommen, als Trittschall im Raum selbst. Wenn normale Gespräche im Nebenzimmer den Schlaf rauben, jeder Schritt auf der oberen Etage nervt, leiden Wohnqualität und Gesundheit. Nach Messungen der Bundesvereinigung Initiative Hören e.V. wird die Schlafqualität bereits bei einem Schalldruckpegel von 25 bis 50 Dezibel (dB) beeinträchtigt – so laut wie normale Bewegungsgeräusche im Wohnzimmer oder leises Sprechen. Psychische Reaktionen treten ab 30 Dezibel auf. Was kann man tun? An erster Stelle stehen lärmmindernde Baustoffe und die Vermeidung von Schallübertragung. Deckenauflagen ohne direkten Kontakt zu Wänden und Decken plus elastischer Bodenbelag, also schwimmender Estrich kombiniert mit Linoleum, Kork oder PVC ist schallarm. Auch die Grundrissgestaltung ist maßgeblich: Offene Räume bieten zwar optische Großzügigkeit und Helligkeit, hier kann sich aber der Schall ungehindert ausbreiten und eventuell sogar verstärken. Galerien können durch eine (Glas-)Tür abgetrennt werden, um die Rückzugsräume im oberen Geschoss besser vom Geschehen im Erdgeschoss zu entkoppeln. So wird der Flur zur Schallschleuse. Bauherren sollten sich von Anfang an von einem unabhängigen Experten beraten lassen, bestenfalls sollte man die Baubeschreibung vor Vertragsabschluss durchsehen lassen. Geeignete Schallschutzmaßnahmen sollten vorab mit Architekt oder Bauunternehmen schriftlich festgelegt werden! Denn die meisten Verträge enthalten keine Vereinbarungen zum „erhöhten Lärm- oder Schallschutz“. Bestehen beim Wärmeschutz gesetzlich geregelte Mindestanforderungen, gibt es beim Schallschutz keine klaren Vorschriften für frei stehende Einfamilienhäuser. Generell wird er in der DIN 4109 geregelt: Sie enthält Mindestanforderungen. Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs ist die DIN-Norm aber heute nicht mehr ausreichend. Bauherren haben ein Recht auf besseren Schallschutz und sollten darauf achten, dass mindestens erhöhter Schallschutz schriftlich vereinbart wird. Zwar enthalten das „Beiblatt 2“ sowie die VDI 4100 weitere Schallschutzstufen für erhöhte Anforderungen sowie einen „erhöhten vorbeugenden Schallschutz im Hochbau“. Experten raten dennoch, sich unbedingt die sogenannten „anerkannten Regeln der Technik“ (aRdT) vertraglich zusichern zu lassen: Soll-Eigenschaften von Baumaterial und Baumaßnahmen, die sich praktisch bewährt haben und auch juristisch anerkannt sind. Guter Schallschutz: So gelingt er auf jeden Fall So hat sich zum Beispiel schwimmender Estrich als beinah lärmneutraler Boden in der Praxis bewährt. Er trägt erheblich zu besserer Wohnqualität bei. Doch der Unterboden muss fehlerfrei verlegt sein: Von der Geschossdecke sowie den flankierenden Wänden muss er durch eine Dämmschicht und eine Fuge getrennt sein, damit sich die Schallwellen nicht übertragen. „Ansonsten entsteht eine klassische Schallbrücke“, sagt Andreas Garscha vom Verband Privater Bauherren (VPB) in Stuttgart. Ebenso wichtig sind gute Isolierungen bei wasserführenden Leitungen und der Sanitärinstallation. Schallschutz hängt von Gewicht und 
Dicke des Materials ab Schwere Materialien mit hoher Rohdichte, also großer Masse  – wie Wände aus Kalksandstein und Beton – sind schwer in Schwingung zu bringen und bieten guten Schallschutz. Aber auch leichte Materialien können dies: In der Holzbauweise wird der Schallschutz durch mehrschalige Wände und Dämmung in den Hohlräumen erreicht. Eine Dämmschicht von 15-18 Zentimeter Mineralwolle ist unverzichtbar. Geschossdecken sollten mehrschalig aufgebaut sein. Die Trittschalldämmung muss besonders auf Dachböden sowie unter Holzböden perfekt verlegt sein. Bei einem Reihenhaus oder einer Doppelhaushälfte ist der Schallschutz zum angrenzenden Gebäude besonders wichtig: Zum direkten Nachbarn müssen zwei, schalltechnisch komplett entkoppelte Haustrennwände vorgesehen werden. Am meisten Außenlärm gelangt durch Fenster ins Hausinnere. Die Schalldämmwerte der Fenster sollten darum nicht zu niedrig sein. In lärmintensiven Gebieten bezuschussen Kommunen und Gemeinden den Einbau von Schallschutzgläsern sogar. Übere äußere Lärmquellen des Standorts informieren Lärmkarten von örtlichen Verwaltungen. Auch Türen sollten schwer sein und dicht am Boden abschließen. Rollläden mit schallfrei installierten Rolllädenkästen und mindestens 5 Zentimeter Abstand von Rollpanzer zu Scheibe reduzieren Außenlärm ebenfalls. Mit einem „vernünftigen Möblierungsgrad“, wie Markus Leppin von Regnauer Haus es nennt, lässt sich Schall dämpfen. Die Einrichtung kann viel bewirken: Sie sollte „nicht zu kahl und hochglanzmäßig“ sein, denn glatte Oberflächen und harte Böden sorgen für Halleffekte. Ein Sofa mit Kissen, Vorhänge oder Teppiche dämpfen den Schall.

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